Gedanken zum derzeit in den Kinos anlaufenden
amerikanischen Spielfilm Hachiko
Die Geschichte von Hachiko, die hier erzählt wird, beruht auf einer
wahren Begebenheit aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Hachiko begleitete seinen Herrn jeden Tag zum Shibuya-Bahnhof in Tokio und
holte ihn abends wieder ab. Nach dem frühen Tod seines geliebten Herrn
erwartete Hachiko ihn über neun Jahre lang an eben der Stelle, an der er ihn
immer abgeholt hatte und starb schließlich auch an eben dieser Stelle. Er
ist in Japan unvergessen und gilt als Sinnbild für Liebe und Treue. "Hachi,
japanisch für die Zahl Acht, steht als Symbol für die Unendlichkeit und für
die Fähigkeit, Himmel und Erde zugleich zu berühren" schöner kann man nicht
ausdrücken, was unsere Liebe zu Tieren, insbesondere zum Hund als dem
ältesten und treuesten Begleiter des Menschen von Urzeiten an, zu etwas so
ganz Besonderem macht. Er hört, was wir nicht mehr hören und sieht, weniger
abgelenkt als wir, unverfälscht das, was wir zu sehen verlernt haben, all
das, was uns seit unserer Vertreibung aus dem Paradies verschlossen ist.
Natürlich gibt es ähnliche Geschichten wie die von Hachiko auch von anderen
Hunderassen, amerikanische, englische, deutsche. Was nun die Treue von
Hachiko wohl so einzigartig macht, ist das über so viele Jahre sich
erstreckende "Nicht-Vergessen", kein anderer Mensch konnte das Herz dieses
Hundes gewinnen, kein anderer die Erinnerung an seinen Herrn verdrängen. Ist
es vermessen, zu sagen: es handelt sich eben um einen Akita? Ja und zugleich
Nein.
Man kann schon sagen, dass einen Akita Beharrlichkeit und Beständigkeit
auszeichnen, er ist kein Hansdampf in allen Gassen, kein fröhlicher,
unbeschwerter Pfiffikus, sondern ein eher ruhiger, bedächtiger,
souverän-disziplinierter Hund, ein Hund "der zu Füßen seines Herrn
meditiert" wie die bekannte Tierverhaltensforscherin Patricia B. Mc Connell
den Akita völlig zutreffend charakterisiert. Insofern ist die
Hachiko-Geschichte nicht untypisch, die Vorstellung, dass dieser Akita noch
jahrelang jeden Tag unbeirrt allein den Weg durch die Stadt macht, durch
nichts ablenkbar und geduldig auf seinen Herrn wartet, erstaunt jeden außer
einem mit Akitas Vertrauten.
Dennoch, eine solche Mensch-Hund-Beziehung, wie sie uns hier vor Augen
geführt wird, ist etwas ganz Einmaliges, die Geschichte einer
Mensch-Hund-Beziehung in wunderbarer, höchster Vollendung, das Ergebnis
einer langjährigen intensiven Bemühung um seinen Hund. Etwas, was einem
nicht zugleich mit dem niedlichen Welpen in den Schoß fällt, sondern das mit
geduldiger, einfühlsamer, konsequenter Erziehung und mehr noch liebevoller
Beziehung erworben werden muss. Dies muss ganz deutlich gesagt werden, denn
jeder, der sich , begeistert von dieser rührenden Geschichte einen Akita
zulegt, wird zunächst einmal mit dessen eindrucksvoll dimensioniertem
eigenen Willen, verbunden mit einem unglaublichen Maß an Sturheit (der
Kehrseite der oben gepriesenen Beharrlichkeit) konfrontiert.
Und wer glaubt, mit seinem Akita frohgemut ein Liedchen pfeifend in Wald und
Flur ausschreiten zu können, ohne Leine selbstverständlich, den treuen
Begleiter stets an der Seite, wird erleben, wie sein noch eben brav und
scheinbar unbeteiligt dahertrottender Hund plötzlich pfeilschnell hinter
Hase, Katze oder Reh herprescht und nur noch die hocherhobene Rute in der
Ferne auszumachen ist. Auch die täglichen Spaziergänge entpuppen sich als
nicht unproblematisch. Ein Akita mag noch lange nicht alle Hunde gerne
leiden und auch er selbst erweckt mit seinem majestätischen Äußeren und der
selbstbewusst hoch getragenen Rute nicht immer freundliche Gefühle in den
anderen Hunden. Es erfordert harte Arbeit, Geduld und auch Phantasie, um aus
einem Akita einen wirklich angenehmen Begleiter zu machen.
Filme wie dieser bergen immer wieder ein und dieselbe Gefahr: Ein erhöhtes
Nachfrageinteresse - ohne das nötige Problembewusstsein - an der jeweils
gezeigten Rasse zu wecken.
Es bleibt zu hoffen, dass der Film und seine Geschichte nicht den Blick für
die Realität versperren, denn eines ist der Akita sicher nicht: leichtführig
und bequem und somit kein Partner für euphorische Zeitgenossen.
Verein und Züchter sind gerade jetzt in besonderem Maße gefordert, mit der
nötigen Sensibilität auch weiterhin den passenden Partner für diese
spezielle Rasse auszuwählen.
Quelle:
Japan-Akita.de
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